Rosenbogen und Morgenlicht

Rosenbogen mit Blick in den Garten
Willkommen

Der Rosenbogen ist mein leiser Empfang, ein Tor aus Ranken, das den Garten einladend öffnet. An solchen Morgenstunden, wenn noch Tau auf den Grashalmen liegt und das Licht sich vorsichtig über die Beete legt, sammle ich mit Augen und allen Sinnen. Ich trete durch den Bogen, und die Welt ordnet sich in Farbtöne: das zarte Rosa der alten Rosen, das kühle Blau am Wegesrand, das tiefe Grün der Blätter, die gestern noch im Regen glänzten.

Die Übertragund von Momenten

Manchmal genügt ein Augenblick — ein Lichtwinkel, ein Schatten, eine Kombination aus Blatt und Blüte — und in mir beginnt sofort das Übertragen. Zuerst nicht in Worte, sondern in Bilder und Farbanmutungen, in die Vorstellung von Pinselstrichen, die sich weich und doch bestimmt über die Oberfläche legen. Pinselspuren erlauben Nähe und Bewegung: Das Flirren des Grases, die zarte Unruhe der Blütenblätter, das Spiel von Licht und Schatten.

Farben, die mich halten

Heute sind es die frühen Astern, die meinen Blick festhalten; ein Hauch von Violett, der das Grün umspielt wie eine kleine Melodie. Daneben die Rosen, manche aufgeblüht, manche spät und zögerlich — jede Blüte eine eigene Nuance, eine Erinnerung an vergangene Sommer. Ich denke an die Hände, die diese Pflanzen gepflegt haben, an die leisen Gespräche zwischen Erde und Himmel. In meinen Bildern versuche ich, diese Geschichten wiederzugeben: nicht die botanische Genauigkeit, sondern die Stimmung, die Atmosphäre, das Gefühl, das ein Ort in mir weckt.

Vom Sammeln zur Arbeit

Wenn ich eine Skizze beginne, lasse ich die Augen wandern. Ich sammle Farbideen und notiere Kombinationen, die den Blick einfangen: Ein kaltes Blau neben warmem Ocker, ein Grün mit einem Hauch von Gelb, ein Rosaton wie die Glasur einer alten Tasse. Dann folgen Material und Bewegung; die Oberfläche wird Teil der Bildsprache. Beim Auftragen der Farbe arbeite ich langsam, manchmal mit einem trockenen Pinsel, oft mit weichen Gesten, die die Kanten auflösen. So entstehen Übergänge, die wie Atempausen im Bild wirken.

Lernen vom Garten

Der Garten selbst bleibt meine beste Lehrerin. Er ist jedes Jahr neu, vergänglich und großzügig zugleich. An manchen Tagen schenkt er üppige Fülle; an anderen Tagen zeigt er seine Schönheit in sparsamen Details: ein einzelnes Blatt, das im Wind eine andere Gestalt annimmt, oder ein zarter Sonnenstrahl, der versteckte Nischen in warmes Gold taucht. Ich habe gelernt, nicht zu sehr zu planen, sondern im Hier und Jetzt zu sein und empfänglich für die kleinen Geschenke.

Die Lebendigkeit im Prozess

Ob meine Arbeiten geplant sind? Die Antwort ist: halb und halb. Kompositionen werden bedacht, doch die eigentliche Lebendigkeit entsteht im Prozess — beim Erproben von Farben, beim Zulassen von Zufällen, beim Akzeptieren von Fehlern, die oft neue Wege öffnen. Diese Spuren machen ein Bild lebendig: Du kannst die Hand spüren, die Striche, das Zögern und das Setzen eines markanten Pinselstriches.

Erinnerungen in Farbe

Ich male auch, um Erinnerungen zu bewahren. Gärten tragen Zeit in sich: Vergängliches, das sich in Form und Farbe einschreibt. Ein Duft kann mich an einen Sommer vor vielen Jahren erinnern; ein Ton in einem Gelb weckt die Erinnerung an die Decke eines alten Gewächshauses. In meinen Bildern werden solche Eindrücke zu getönten Schichten, die zusammen ein Gefühl ergeben — kleine Archivstücke, die du an die Wand hängen kannst, damit Erinnerung im Alltag sichtbar bleibt.

Eine kleine Einladung

Wenn du beim nächsten Spaziergang im Garten bist, halte kurz inne. Schau auf die Kombinationen, die dir begegnen: ein Blatt, das im Wind eine andere Nuance zeigt, oder eine kleine Blüte, die heller wirkt als die anderen. Nimm diese Momente als Farbnotizen mit und trage die Erinnerung weiter.

Herzliche Gartengrüße
Roswitha

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