Mischpalette Aquarell

Tonwerte Herausforderung in der Aquarellmalerei

Tonwerte… Hmm… Vor einigen Jahren nahm ich an einem Malworkshop in meinem Heimatort teil. Es war ein relativ kurzer Workshop mit 4 Stunden. Genau die Länge um ein Bild fertig zu malen. Lang war es her, als ich davor das letzte Mal malte und viel war mir nicht im Gedächtnis geblieben. Mein Motiv war ein Blick aus dem Fenster. Auf einen eingewachsenen Garten mit Fachwerkhaus. Ich konzipierte mein Bild, zeichnete es vor und fing zu malen an.

Mein Dozent in diesem Workshop stoppte mich mit den Worten „Die Tonwerte stimmen nicht.“ Rätselnd schaute ich ihn an und fragte nach, was das sei. Ich bekam zwar eine sehr lange komplizierte Anwort, aber wirklich helfen tat sie mir nicht. Auch für mein Bild half sie nicht. Viele Monate später habe ich erst begriffen was es mit diesen ominösen Tonwerten auf sich hat. Dazu musste ich einen Umweg über die Fotografie und vor allem über die Schwarzweissfotografie nehmen.

In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du Grün, Blau und Lila so mischen kannst, dass sie denselben Tonwert haben. Vielleicht fragst du dich weshalb ich genau diese Farben wählte? Ganz einfach, weil ich sie mag. Die Anleitung funktioniert natürlich genau so gut mit anderen Farben. Ersetze sie einfach mit einen Lieblingsfarben.

Einleitung:
Die Bedeutung von Tonwerten in der Aquarellmalerei

Tonwerte spielen eine entscheidende Rolle in der Malerei. Sie bestimmen, wie hell oder dunkel eine Farbe erscheint und tragen wesentlich zur Tiefenwirkung und Plastizität eines Bildes bei. Besonders bei Aquarellfarben ist es wichtig, die Tonwerte im Griff zu haben, da die Transparenz der Farben eine präzise Kontrolle der Helligkeit erfordert.

In diesem Blogartikel erfährst du:

  • Warum gleichmäßige Tonwerte wichtig sind
  • Welche Werkzeuge und Materialien du benötigst
  • Wie du die Helligkeit deiner Farben anpasst
  • Praktische Techniken und Tipps für die Aquarellmalerei

Warum sind gleichmäßige Tonwerte wichtig?

Gleichmäßige Tonwerte sorgen dafür, dass dein Bild harmonisch wirkt und die Farben nicht ungewollt hervorstechen oder untergehen. Dies ist besonders wichtig, wenn du eine ausgewogene Komposition erreichen möchtest. Unterschiedliche Tonwerte können schnell den Fokus eines Bildes verschieben und die beabsichtigte Wirkung beeinträchtigen.

Einheitliche Tonwerte sind besonders entscheidend in Bereichen wie:

  • Porträtmalerei: Um Hauttöne realistisch darzustellen.
  • Landschaftsmalerei: Für natürliche Übergänge zwischen Himmel, Wasser und Land.
  • Abstrakte Kunst: Um ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen.

Werkzeuge und Materialien

Bevor wir in die Praxis einsteigen, ist es wichtig, die richtigen Werkzeuge und Materialien zur Hand zu haben:

Aquarellfarben

Für dieses Tutorial benötigst du:

  • Grün
  • Blau
  • Lila

Wähle hochwertige Farben, um beste Ergebnisse zu erzielen. Billigere Farben können ungleichmäßig trocknen und die Anpassung der Tonwerte erschweren. Am Besten du mischt dir Grün und Lila selbst an.

Tonwerte Aquarell - Palette mit Pinsel und den Farben Zitronengelb, Magenta, Cyan,

Um Grün und Lila aus den Primärfarben Zitronengelb, Magenta und Cyan zu mischen, kannst du die folgenden Schritte befolgen:

Mischung von Grün:

  1. Mische Zitronengelb (gelb) und Cyan (blau):
    • Kombiniere Zitronengelb und Cyan in einem Mischverhältnis von etwa 2 Teilen Gelb zu 1 Teil Blau.
    • Mische die Farben gründlich, bis du ein helles, klares Grün erhältst.
  2. Anpassung des Grüntons:
    • Wenn das Grün zu gelblich ist, füge etwas mehr Cyan hinzu, um es abzudunkeln.
    • Falls das Grün zu bläulich ist, gib etwas mehr Zitronengelb hinzu, um es aufzuhellen.

Mischung von Lila:

  1. Mische Magenta (rot) und Cyan (blau):
    • Kombiniere Magenta und Cyan in einem Mischverhältnis von etwa 1 Teil Rot zu 2 Teilen Blau.
    • Vermische die Farben sorgfältig, bis du ein schönes Violett oder Lila erhältst.
  2. Anpassung des Lilatons:
    • Um das Lila rötlicher zu machen, füge etwas mehr Magenta hinzu.
    • Für ein kühleres, bläulicheres Lila erhöhe die Menge an Cyan.

Tipps:

  • Arbeite mit kleinen Farbmengen und teste die Mischungen auf einem separaten Papier, um den gewünschten Farbton zu erreichen.
  • Experimentiere mit verschiedenen Mischverhältnissen, um die Nuancen von Grün und Lila zu variieren.

Indem du Zitronengelb, Magenta und Cyan geschickt miteinander mischst, kannst du eine Vielzahl von Farbtönen erzeugen – einschließlich Grün und Lila. Viel Erfolg beim Experimentieren und Mischen der Farben!

Aquarellpapier

Verwende hochwertiges, dickes Aquarellpapier (mindestens 300 g/m²), das gut Wasser aufnehmen kann. Dünneres Papier kann wellen oder reißen, was die Arbeit erschwert.

Pinsel

Verschiedene Pinselgrößen sind hilfreich, aber ein mittelgroßer Rundpinsel sollte für dieses Projekt ausreichen. Ein Flachpinsel kann nützlich sein, um größere Flächen gleichmäßig zu bemalen.

Für einen mittelgroßen Rundpinsel empfehle ich normalerweise eine Größe zwischen 6 und 10, abhängig von deinen persönlichen Vorlieben und dem gewünschten Anwendungsbereich. Hier sind einige Empfehlungen basierend auf der Pinselgröße:

  • 6er Rundpinsel: Ideal für feine Details, Linienarbeit und kleine Bereiche.
  • 8er Rundpinsel: Vielseitige Größe für mittelgroße Flächen und Details.
  • 10er Rundpinsel: Geeignet für größere Flächen, flüssige Farbauftragung und breitere Pinselstriche.

Es ist wichtig, die Pinselgröße entsprechend der Maltechnik und der Größe deiner Malfläche auszuwählen. Für detaillierte Arbeiten oder kleinere Bereiche kann ein kleinerer Pinsel besser geeignet sein, während ein größerer Pinsel für großflächige Arbeiten und schnelleres Arbeiten verwendet werden kann.

Experimentiere mit verschiedenen Pinselgrößen, um herauszufinden, welche am besten zu deinem Malstil und den Anforderungen deines aktuellen Projekts passen. Letztendlich hängt die ideale Pinselgröße von deinen individuellen Präferenzen und dem gewünschten Effekt ab.

Wasserbehälter und Paletten

Sauberes Wasser und eine Palette zum Mischen der Farben sind unerlässlich. Zwei Wasserbehälter – einer zum Auswaschen des Pinsels und einer für sauberes Wasser – können Verunreinigungen vermeiden.

Zusätzliche Werkzeuge

  • Farbmessgerät oder Graustufentabelle (optional)
  • Lichtkasten oder starke Lichtquelle (optional)
  • Bildbearbeitungssoftware oder App (optional)

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Gleichmäßige Tonwerte erzielen

1. Farben vorbereiten

Bereite deine Grün-, Blau- und Lilafarben auf einer Palette vor. Stelle sicher, dass du genug Farbe für deine Tests hast. Es ist hilfreich, kleine Mengen der Farben anzumischen und diese nach Bedarf zu erweitern.

2. Referenzfarbe wählen

Wähle eine der drei Farben als Referenzfarbe aus. Diese Farbe wird den gewünschten Tonwert haben, den du bei den anderen beiden Farben erreichen möchtest. Für dieses Beispiel nehmen wir Grün als Referenzfarbe.

3. Tonwert bestimmen

Male ein kleines Testfeld mit der Referenzfarbe (Grün) auf ein Stück Aquarellpapier. Dies dient als Vergleich für die anderen beiden Farben.

4. Zweite Farbe anpassen (Blau)

Visueller Vergleich:

  1. Male neben das grüne Testfeld ein Testfeld mit Blau.
  2. Vergleiche die Helligkeit der beiden Felder visuell.
  3. Wenn das blaue Testfeld zu dunkel ist, füge mehr Wasser hinzu, um die Farbe aufzuhellen.
  4. Wenn das blaue Testfeld zu hell ist, füge mehr Pigment hinzu, um die Farbe zu intensivieren.
  5. Wiederhole diesen Schritt, bis die Helligkeit der blauen Farbe dem grünen Feld entspricht.

Graustufen-Methode:

  1. Mache ein Foto von den Testfeldern.
  2. Verwende eine Bildbearbeitungs-App oder ein Online-Tool, um das Foto in Graustufen umzuwandeln.
  3. Vergleiche die Graustufenbilder der Testfelder.

Lichtkasten oder Lichtquelle:

  1. Lege das Aquarellpapier auf einen Lichtkasten oder halte es gegen eine starke Lichtquelle.
  2. Durchleuchte das Papier und vergleiche die Helligkeit der Farben.

5. Dritte Farbe anpassen (Lila)

Wiederhole den obigen Schritt für die dritte Farbe (Lila). Male ein Testfeld daneben und passe die Helligkeit wie bei Blau an, bis sie dem Referenzfeld entspricht.

6. Vergleich und Feinabstimmung

Male alle drei Farben nebeneinander und vergleiche sie erneut. Nimm letzte Anpassungen vor, falls nötig.

Tipps für präzise Tonwertanpassungen

Sauberkeit:

Verwende einen sauberen Pinsel und sauberes Wasser, um Verfälschungen der Farben zu vermeiden. Schmutzige Pinsel können ungewollt andere Farben in deine Mischung bringen und somit das Ergebnis verfälschen.

Schichttechnik:

Arbeite in dünnen Schichten, um die Helligkeit kontrollierter anpassen zu können. Mehrere dünne Schichten ermöglichen eine bessere Kontrolle über den endgültigen Tonwert als eine dicke Schicht.

Trocknungszeit:

Lasse die Farben zwischen den Anpassungen trocknen, um den endgültigen Tonwert besser beurteilen zu können. Aquarellfarben erscheinen oft dunkler, wenn sie nass sind und hellen beim Trocknen auf.

Weitere Techniken zur Kontrolle der Tonwerte

Salztechnik:

Streue Salz auf nasse Aquarellfarbe, um interessante Texturen zu erzeugen. Dies kann auch helfen, den Eindruck von Tiefe zu verstärken.

Maskierflüssigkeit:

Verwende Maskierflüssigkeit, um bestimmte Bereiche vor Farbe zu schützen. Dies ist besonders nützlich, wenn du helle Bereiche erhalten möchtest.

Trockenbürstentechnik:

Verwende einen fast trockenen Pinsel, um Farbe aufzutragen und so subtile Veränderungen im Tonwert zu erzielen.

Beispiele aus der Praxis

Um diese Techniken besser zu verstehen, schauen wir uns einige Beispiele an:

Landschaftsmalerei:

In einer Landschaftsmalerei möchtest du vielleicht den Himmel in einem gleichmäßigen Tonwert halten, während du die verschiedenen Grüntöne der Bäume anpasst. Durch das Mischen von Blau für den Himmel und verschiedenen Grüntönen für die Bäume kannst du sicherstellen, dass alle Elemente harmonisch zusammenarbeiten.

Porträtmalerei:

Bei einem Porträt möchtest du sicherstellen, dass Hauttöne gleichmäßig sind und keine ungewollten Farbunterschiede auftreten. Hier ist es besonders wichtig, gleichmäßige Tonwerte bei verschiedenen Hauttönen zu erzielen.

Vertiefende Einblicke: Die Chemie hinter Aquarellfarben

Aquarellfarben bestehen aus Pigmenten und Bindemitteln, die auf Wasserbasis sind. Pigmente bestimmen die Farbe einer Aquarellfarbe, während das Bindemittel dafür sorgt, dass die Pigmente auf dem Papier haften bleiben. Die Art der Pigmente beeinflusst direkt die Helligkeit und Deckkraft einer Aquarellfarbe.

  • Anorganische vs. organische Pigmente: Anorganische Pigmente wie Ultramarinblau sind oft transparenter und haben eine höhere Lichtechtheit als organische Pigmente.
  • Granulationseffekt: Einige Pigmente neigen dazu, sich aufgrund ihrer Partikelgröße ungleichmäßig auf dem Papier abzulagern, was zu interessanten Textur- und Tonwerteffekten führen kann.

Fazit:

Die Fähigkeit zur Kontrolle der Tonwerte ist das Geheimnis einer gelungenen Aquarellmalerei. Denn in der Malerei geht es nicht nur darum, Farben aufzutragen, sondern auch darum, sie harmonisch miteinander verschmelzen zu lassen.

Natürlich habe ich auch mit anderen Farben experimentiert um die gleichen Tonwerte zu erhalten. Statt dem Lila habe ich einen Braunton gewählt, da ich diese Farbe ebenfalls sehr mag. Beim Mischen und Malen mit diesen drei Farben ist dabei dieses abstrakte Bild entstanden:

Aquarellbild Tonwerte abstrakt

Ich hoffe, dass diese ausführliche Anleitung dir dabei hilft mit den Tonwerten ein wenig zu spielen und harmonische Werke zu schaffen. Experimentiere mit verschiedenen Techniken und finde heraus, welche am besten zu deinem Stil passen. Viel Spaß beim Malen!

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