Malerisch sind sie die alten Kopfweiden. Majestätisch stehen sie an Flüssen, Seen und in Auen. An Gräben und Wegen findest du sie auch. Früher fragte ich mich ob sie wohl so wuchsen mit ihrem dicken Kopf und den vielen Ästen. Heute weiß ich es besser. Sie werden geschnitten. In der Fachsprache heißt das Schneiteln.
Ein junger Weidenbaum wird geköpft, meist in Menschenhöhe. Dadurch erst wird die Weide zur Kopfweide. Einmal als Kopfweide angelegt muss sie jährlich gepflegt, geschneitelt werden. Dies passiert am besten im Winter. Bis 01. März hast du dafür Zeit. Dies ist in § 39 Absatz 5 Satz 2 des Bundesnaturschutzgesetzes geregelt.
In früheren Zeiten schneitelten die Korbmacher und Landwirte. Sie nutzten das Schnittgut um Körbe zu flechten und verfütterten die Triebe an ihr Vieh. Korbmacher gibt es nur noch wenige und Landwirte sind mit ihrer Zeit oftmals knapp.
Einige Naturschützer und Baumfreunde pflegen jetzt die Weiden. Denn die Kopfweiden bieten ein besonderes Habitat, einen besonderen Wohnraum. Mit dem Schnitt bilden sich Höhlen und Faulstellen, die von Pilzen und Flechten besiedelt werden. Ein Biotop entsteht. Unterschiedliche Insektenarten und Fledermäuse, Schmetterlinge und Käuze ziehen ein. Ein Lebensraum für allerlei Tiere.
Ist das nicht schön?
Jetzt kannst du natürlich nicht einfach losziehen und alle Kopfweiden schneiteln. Wenn du einen Standort kennst, schau ob sie gepflegt sind. Stellst du fest dass die Bäume lang nicht mehr geschneitelt wurden, versuche herauszufinden wem das Grundstück gehört. Wer für das Grün zuständig ist. Meist erfährst du das über die Gemeinde, dein Bürgerbüro. Oft auch von ortsansässigen Nachbarn, von Landwirten und von Naturschützern. Frag dich einfach durch. Hol dir eine Erlaubnis.
An einem frostfreien Wintertag kannst du loslegen. Nimm eine Säge und eine Astschere mit. Einen Korb für dein Schnittgut und etwas Proviant für die Pause. Ausreichend Zeit brauchst du ebenfalls. Vielleicht noch eine Leiter. Alle Triebe kommen ab. Lass kurze Stummel stehen. Schneid nicht ins alte Holz.
In manchen Kopfweiden gibt es einiges zu sehen und zu entdecken. Alte Vogelnester, einzelne Federn. Kleine Farne. Zuletzt fand ich einen Reiherschnabel. Wie der wohl dort hinkam?
Die Sonne steigt am Himmel höher und fertig ist der Winterschnitt. Ich meistens auch. Geht doch ganz schön in die Arme. Schultern und Hände spüre ich am Abend zusätzlich. Bleischwer. Eben ein echtes Winter-Outdoor-Workout.