Heute stelle ich dir meine älteste Gartenrosenmitbewohnerin vor, die Kletterrose New Dawn. Zu ihr habe ich einen besonderen Bezug. Sie war die Erste. Die erste Rose – die in meinen Haushalt einzog. Vor vielen Jahren war ich auf der Suche nach ein paar Balkon- und Kletterpflanzen. Damals war meine Heimat städtisch gelegen in einer kleinen Wohnung mit Nord-Balkon.
Bei einem Besuch im Gartenmarkt sah ich sie – auf einem Tisch mit ramponierten reduzierten Pflanzen. Jede für einen Euro. Ohne Anwachsgarantie. Klein und schmächtig fast verkümmert sah sie aus – die New Dawn. Vergessen und nicht gegossen, eher sterbend als lebendig. Ob eine andere, ein anderer, sie noch kaufen würde? Oder würde sie auf dem Komposthaufen am Rande des Gartencenters landen? Ich wusste es nicht, war aber berührt und nahm sie mit. Hatte bereits zuvor für andere Pflanzen die bei mir eingingen wesentlich mehr bezahlt. Denn einen grünen Daumen habe ich nicht.
Zuhause angekommen tunkte ich sie in einen Eimer mit Wasser bis keine Luftblasen mehr aufstiegen. In die Rankgitterbox füllte ich frische Erde mit einem Pflanzloch neben der Mitte. Ein paar Hornspäne dazu und die New Dawn fand Einzug in ihr neues Zuhause. Von Tag zu Tag erholte sie sich mehr. Trieb neue Blätter aus, fing an zu wachsen. Eine Freude war es dabei zuzuschauen. Schon bald erklomm sie das Gitter, wuchs darüber hinaus und setzte die ersten Blüten an. Welch Schönheit – als die ersten aufgingen …
Sie wuchs weiter und ich kürzte sie regelmäßig ein, auch vor meinen Umzug. Der neue Standort gefiel ihr gar nicht. Vollsonnig auf der Süd-Terrasse einer Wohnung im Souterrain. Nun ja, mir gefiel er auch nicht. Feucht, kalt und mit einem modrigen Geruch war die Kellerwohnung kein schönes Zuhause. Die New Dawn kräpelte so vor sich hin, egal wie ich sie pflegte. Zum Glück wohnten wir dort nicht lang.
Nach fast zwei Jahren fanden wir unsere neue Heimat. Diesmal mit Garten. Kaum traute ich mich sie dort auszupflanzen. Wusste viel zu wenig über sie. Wie viel Platz sie braucht und welche Vorlieben beim Standort. Eins war klar, sie sollte wieder in der Nähe, an einer Terrasse stehen. Diesmal mit Freiheit für die Wurzeln und großem Rankobelisk. So dass ich sie jeden Tag kann sehen. Nordwestlich gelegen mit Sonne ab zwei. Windig ist es hier an der Wetterseite. Mit direkten Regen und Sturm. Mit kalten Frösten im Winter, umgeben von Schnee.
Das scheint ihr zu gefallen. Den ganzen Sommer über zeigt sie ihre Blüten. Ist groß und kräftig geworden mit vielen Besuchern. Zeigt ihre wahre Pracht. Leuchtet im Dunklen und an Regentagen mit ihren rosafarbenen Blüten.
In Gartencentern bin ich seitdem eher selten. Zu viele warten dort auf meine Mitnahme und auch ein Garten ist leider endlich.